Respektvolles Verhalten von Pferden trainieren – So übernimmst Du die Führung

Respektvolles Verhalten von Pferden zu fördern ist essenziell für eine harmonische Beziehung zwischen Reiter und Tier. Gerade für Reitanfänger und Erst-Pferdebesitzer ist es wichtig, frühzeitig respektloses Verhalten zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Durch konsequentes Training lassen sich langfristig viele Probleme vermeiden.

1. Warum Pferde Respekt zeigen müssen

In der natürlichen Herdenstruktur von Pferden existiert eine klare Rangordnung. Jedes Tier kennt seinen Platz und respektiert die Hierarchie, was für das Überleben und das soziale Gefüge der Herde unerlässlich ist. Überträgt man dieses Prinzip auf die Mensch-Pferd-Beziehung, sollte der Mensch die Rolle des Leittiers übernehmen. Dies bedeutet jedoch nicht, dem Pferd mit Angst zu begegnen, sondern durch klare Kommunikation und konsequentes Verhalten Vertrauen und Respekt zu gewinnen. Ein respektvolles Verhältnis basiert auf gegenseitigem Verständnis und klar definierten Grenzen.

2. Häufige Anzeichen für Respektlosigkeit

Pferde können auf verschiedene Weisen respektloses Verhalten zeigen. Hier sind einige der häufigsten Anzeichen:

  • Weiden während des Führens oder Reitens: Wenn ein Pferd beim Führen oder Reiten eigenmächtig zu grasen beginnt, ignoriert es die Anweisungen des Menschen.

  • Anrempeln: Das Pferd drängt in den persönlichen Raum des Menschen, stößt oder schubst ihn sogar.

  • Schleifen oder zu langsames Gehen beim Führen: Das Pferd zieht den Führenden hinter sich her oder bleibt ständig zurück.

  • Aggressives Verhalten beim Füttern: Das Pferd zeigt Ungeduld, drängt oder wird sogar aggressiv, wenn es Futter erwartet.

  • Unruhiges Verhalten beim Reiten: Bocken, Steigen oder Durchgehen können Zeichen von Ungehorsam oder Unwohlsein sein.

  • Nicht stillstehen können: Das Pferd zappelt beim Putzen, Satteln oder Aufsteigen.

  • Weigerung, angebunden zu werden: Das Pferd zieht am Anbindestrick, versucht sich loszureißen oder wird unruhig.

Diese Verhaltensweisen können verschiedene Ursachen haben und sollten nicht ignoriert werden.

3. Ursachen für respektloses Verhalten

Respektloses Verhalten bei Pferden kann auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt werden:

  • Unklare oder inkonsequente Führung: Pferde benötigen klare und konsistente Signale. Wenn der Mensch widersprüchliche Anweisungen gibt oder inkonsequent agiert, kann das Pferd verwirrt reagieren und Grenzen austesten.

  • Schlechte Erfahrungen oder falsche Erziehung: Negative Erlebnisse, wie unsachgemäße Behandlung oder Missverständnisse im Training, können zu Misstrauen und unerwünschtem Verhalten führen.

  • Angst oder Unsicherheit: Ein verunsichertes Pferd kann durch Flucht- oder Abwehrverhalten reagieren, was als Respektlosigkeit interpretiert werden kann.

  • Fehlendes Training oder Über- oder Unterforderung: Pferde, die geistig und körperlich nicht ausreichend gefordert werden, suchen sich eigene Beschäftigungen, die oft in unerwünschtem Verhalten münden. Es ist wichtige  Ursache des unerwünschten Verhaltens zu verstehen.

4. So trainierst Du respektvolles Verhalten

Ein effektives Training basiert auf Verständnis, Geduld und Konsequenz. Hier sind einige Ansätze:

  • Körpersprache und klare Signale einsetzen: Pferde kommunizieren hauptsächlich über Körpersprache. Indem Du Deine eigene Körpersprache bewusst einsetzt, kannst Du dem Pferd klare Signale geben. Eine aufrechte Haltung und gezielte Bewegungen helfen, Autorität auszustrahlen.

  • Grenzen setzen und konsequent bleiben: Definiere klare Regeln im Umgang mit Deinem Pferd und halte diese konsequent ein. Wenn das Pferd beispielsweise beim Führen versucht zu grasen, korrigiere es sofort und bestimmt.

  • Führtraining: Übungen für respektvolles Folgen: Übe regelmäßig das Führen auf dem Platz oder im Gelände. Variiere dabei Tempo und Richtung, sodass das Pferd lernt, aufmerksam zu bleiben und Deinen Anweisungen zu folgen.

  • Ruhiges Stehenbleiben trainieren: Bringe Deinem Pferd bei, auf Kommando stillzustehen. Beginne mit kurzen Intervallen und verlängere die Dauer allmählich. Lobe es, wenn es ruhig bleibt, und korrigiere sanft, wenn es unruhig wird.

  • Respektvolles Füttern –  So verhält sich Dein Pferd höflich: Füttere Dein Pferd erst, wenn es ruhig und geduldig wartet. Ignoriere forderndes Verhalten und belohne Gelassenheit.

  • Korrektes Anbinden üben: Gewöhne Dein Pferd schrittweise ans Anbinden. Beginne mit kurzen Zeiträumen und steigere diese langsam. Achte darauf, dass der Anbindepunkt sicher ist und das Pferd sich nicht verletzen kann.

  • Respekt auch unter dem Sattel einfordern: Achte beim Reiten auf eine klare Hilfengebung. Wenn das Pferd unerwünschtes Verhalten zeigt, wie z.B. Bocken, unterbrich die Übung ruhig und bestimmt und lenke die Aufmerksamkeit auf eine andere Aufgabe.

Ein strukturiertes Training fördert das Vertrauen und den Respekt des Pferdes.

5. Fehler, die Du vermeiden solltest

Beim Training können einige Fehler den Fortschritt beeinträchtigen und sogar respektloses Verhalten verstärken. Hier sind typische Fallen, die Du vermeiden solltest:

  • Zu weich oder zu hart sein – das richtige Maß finden
    Wenn Du zu nachgiebig bist, wird Dein Pferd schnell merken, dass es Grenzen überschreiten kann. Bist Du jedoch zu hart oder unfair, kann es Vertrauen verlieren und mit Angst reagieren. Eine konsequente, aber faire Führung ist entscheidend.

  • Inkonsequenz: Warum Pferde klare Regeln brauchen
    Pferde lernen durch Wiederholung und Konsequenz. Wenn sie heute beim Führen nicht grasen dürfen, es morgen aber geduldet wird, entsteht Verwirrung. Klare und immer gleiche Regeln helfen dem Pferd, sich richtig zu verhalten.

  • Falsche Belohnung: Wann Lob kontraproduktiv ist
    Timing ist alles! Wenn ein Pferd nach dem Anrempeln sofort gestreichelt wird, verknüpft es dieses Verhalten mit einer positiven Reaktion. Lob und Leckerli sollten nur für gewünschtes Verhalten eingesetzt werden.

  • Probleme ignorieren statt aktiv lösen
    Wer denkt: „Das gibt sich von selbst“, irrt. Respektloses Verhalten wird oft schlimmer, wenn es nicht rechtzeitig korrigiert wird. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig mit dem Training zu beginnen.


6. Fazit: Respektvolles Verhalten lohnt sich langfristig

Ein respektvolles Pferd bedeutet weniger Stress im Alltag, mehr Sicherheit und eine tiefere Verbindung zwischen Dir und Deinem Vierbeiner. Es erfordert Geduld, Konsequenz und ein gutes Verständnis für die Kommunikation mit Pferden. Wenn Du klare Regeln setzt und faire Korrekturen vornimmst, wirst Du mit einem gut erzogenen, respektvollen Pferd belohnt, das Dir gerne folgt.

Merke: Respekt bedeutet nicht Angst, sondern Vertrauen und klare Führung!


FAQ – Häufige Fragen zum Thema

Was mache ich, wenn mein Pferd mich ständig anrempelt?
Bleibe konsequent und setze klare Grenzen. Falls Dein Pferd in Deinen persönlichen Raum tritt, bringe es mit einem bestimmten Impuls (z. B. leichtes Antippen oder eine Bewegung nach vorne) dazu, zurückzutreten.

Wie verhindere ich, dass mein Pferd beim Führen frisst?
Jedes Mal, wenn es sich zum Gras bückt, lenke es sofort weiter, ohne ihm eine Pause zu gönnen. Trainiere bewusst das Gehorsamsein auf Signal, damit es sich auf Dich konzentriert.

Wie lange dauert es, bis ein Pferd Respekt zeigt?
Das hängt von der Konsequenz des Trainings ab. Manche Pferde verstehen bereits nach wenigen Trainingseinheiten, andere brauchen Wochen. Wichtig ist, dass Du geduldig bleibst und das gewünschte Verhalten immer wieder positiv verstärkst.

Was tun, wenn mein Pferd beim Füttern aggressiv wird?
Verlange, dass Dein Pferd ruhig wartet, bevor es sein Futter bekommt. Falls es drängelt oder schnappt, stelle das Futter erst hin, wenn es sich korrekt verhält.

Kann ich Respekt auch ohne Druck und Strafe durchsetzen?
Ja! Durch gezielte Körpersprache, konsequente Führung und positive Verstärkung kannst Du Deinem Pferd beibringen, Dich zu respektieren, ohne dass es Angst vor Dir hat.


Quellen & Literaturhinweise

Hier sind einige fundierte Quellen für weiterführende Informationen:

  1. Pferdeverhalten verstehen – Marlitt Wendt (Kosmos Verlag)
  2. Pferdeausbildung mit Gefühl und Verstand – Linda Tellington-Jones
  3. FN-Richtlinien Band 4: Grundausbildung für Reiter und Pferd
error: Content is protected !!