Praxistipps mit Sarah Bucher – Ganzheitliche Pferdephysio 

Wellness und Massage beim Putzen – Unterstützung im Fellwechsel und zu Zeiten von eingeschränkten Stallzeiten

Besondere Zeiten erfordern besondere Tätigkeiten. Viele von euch haben das Glück noch zu ihren Pferden gehen zu dürfen, haben aber durch die vorgeschriebenen Stallzeiten nur eingeschränkt Zeit für alles was fürs Pferd wichtig ist. Mit diesen Praxistipps möchten wir euch ein bisschen Input geben, wie ihr die Zeit z.B. beim Putzen eures Pferdes effektiv auch für kleine Wellnesseinheiten nutzen könnt. 

Aktuell befinden sich noch viele Pferde im Fellwechsel und das Immunsystem läuft hierbei auf Hochtouren. Symptome und Zeichen für Anfälligkeiten während des Fellwechsels sind oft angelaufene Beine, Husten, Ausfluss aus der Nase, Hautpilz, Milben, Stahlfäule am Huf, Mauke, Kotwasser und vieles mehr. Natürlich muss hier sofort durch einen Tierarzt oder den Therapeuten des Vertrauens behandelt werden, aber noch besser ist, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. Ihren Kunden empfiehlt Sarah bereits im Vorfeld eine auf das Pferd abgestimmte Kur für das Immunsystem und den Stoffwechsel zu machen. 

Als Pferdebesitzer selbst gibt es nicht nur Hausmittel die man gekonnt einsetzen kann, sondern auch einfache Handgriffe, mit welchen man dem Pferd ganz einfach Wohlbefinden und Vitalität in dieser Zeit bringen kann. Mit den folgenden Griffen und Techniken arbeiten wir nicht nur oberflächlich am Pferd und helfen somit aktiv im Fellwechsel, sondern aktivieren auch im Inneren eine Menge. 

Das Lymphsystem liegt im Inneren des Pferdekörpers und ist unter anderem für den Abtransport von Bakterien und anderen Schadstoffen mitverantwortlich, wodurch es dem Immun- und Abwehrsystem angehört und auch eine enge Verbindung mit dem Blutkreislauf einnimmt. Im Humanbereich wird eine Lymphdrainage oftmals nach Verletzungen vom Orthopäden verschrieben und vom Physiotherapeuten mit Zusatzqualifikation ausgeführt. Eine komplette manuelle Lymphdrainage kann und sollte daher nur von Therapeuten mit spezieller Ausbildung ausgeführt werden, da diese auch die Kontraindikationen kennen und einschätzen können.  

Es ist empfehlenswert, das Pferd vor und nach dem Massageputzen 15-20 Minuten zu bewegen. Hierbei werden schon einmal der Lymphfluss und die Durchblutung angeregt und der Abtransport unterstützt. 

Ihr werdet sehen, wie eure Pferde diese Putzaktion genießen und an manchen Stellen sogar gähnen oder abkauen. Dies sind Zeichen von Entspannung und ihr werdet nicht nur eine Menge Fell los, sondern auch ein sauberes und entspanntes Pferd vor euch haben. 

Bitte seid vorsichtig bei allen Massage- und Lymphgriffen, wenn eure Pferde an infektiösen Krankheiten oder akuten Entzündungen leiden. Equine Sarkoide oder Abwehrverhalten des Pferdes sollten berücksichtigt werden und die Durchführung sofort abgebrochen werden. Bitte setzt euch mit einem Fachmann in Verbindung, wenn ihr Fragen habt oder Probleme auftreten. Während der Durchführung sollten immer beide Hände am Pferd sein, um Reaktionen besser und schneller wahrnehmen zu können. Rutschfester Untergrund ist aus Sicherheitsgründen von Vorteil. 

Anbei findet ihr nun ein paar Massage und Wellness Praxistipps, wenns schnell gehen muss – für Zuhause:

 

  • Das Pferd sollte vor der Ausführung des Wellness-Massage-Putzens sauber sein. Wir beginnen mit Ausstreichungen an der linken Seite des Pferdes, vorne am Hals. Hinter dem Genick, immer in Fellrichtung, bis zur Hinterhand. Hierbei sollten beide Hände immer wieder vor und während der kompletten Durchführung das Pferd komplett auf beiden Seiten nach und nach mit der flachen Handfläche ausstreichen. Alternativ kann man die Ausstreichungen auch mit einer Kardätsche ausführen, was nochmal altes Fell entfernt und Glanz verleiht.

 

  • Für den nächsten Schritt eignet sich ein weicher Gummistriegel sehr gut. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Noppen des Striegels wirklich weich sind und bei Berührung nachgeben, da es sonst an Stellen, an denen die Muskeln über Knochen führen, für das Pferd unangenehm sein kann und schlimmstenfalls auch zu Schädigungen kommen kann. Bei diesem Schritt gehen wir mit leichtem Druck auch gegen die Fellrichtung.

 

  • Wir beginnen wieder an der linken Seite am Hals, hier haben wir vor dem Schulterblatt den Venenwinkel. Ebenfalls in der Beckenhöhle an der Hinterhand. Den Halsbereich arbeiten wir spiral- und kreisförmig in Richtung Schulter, genauso die Vorderbeine von unten nach oben in die Schulterpartie. An der Hinterhand von hinten nach vorne und unten nach oben in die Beckenhöhle. Von diesen beiden Punkten beginnen wir das Pferd ebenfalls mit kreis- und spiralförmigen Bewegungen in Richtung Herz zu massieren. Nun wird das gleich auf der rechten Seite durchgeführt, nur dass man auf dieser Seite zum Schluss wieder Richtung Herz auf der linken Seite „putzt”.

 

  •   Zum Abschluss das Pferd nochmal mit einer weichen Kardätsche komplett abbürsten, um das Fell wieder in die richtige Richtung zu bringen und restliche lose Haare zu entfernen. 

 

 

Text & Bilder: Sarah Bucher – Ganzheitliche Pferdephysio 

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