Championstalk: Im Gespräch mit Monika Fischer

Wir haben Monika Fischer, die in diesem Jahr erneut Deutsche Meisterin Senior Trail wurde, zum Interview geladen und sie zu ihrem Alltag, Turniervorbereitung und ihrem vierbeinigen Partner Sandro befragt.


Hallo Monika,

herzlichen Glückwunsch zu deinem erneuten Erfolg auf der German Open – du konntest deinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Bitte erzähle uns doch etwas von dir. Woher kommst du, seit wann reitest du?

Vielen Dank! Ich komme aus dem Chiemgau, genauer gesagt aus Prien am Chiemsee. Da meine Eltern beide selbst geritten sind, saß ich schon auf dem Pferd, bevor ich laufen konnte. Richtig angefangen habe ich mit drei Jahren. Da durfte ich Voltigieren. Mit fünf oder sechs Jahren habe ich meine ersten Reitstunden bekommen. Ich bin viele Jahre Klassisch geritten – Dressur und Springen.

Wie einfach oder schwer ist es für dich Privatleben, Job und Pferd unter einen Hut zu bekommen? Gehst du jeden Tag in den Stall?

Ich versuche jeden Tag zu meinem Pferd zu fahren. Ich gehe vor der Arbeit zum Reiten, da bin ich noch ausgeruht und kann mich voll auf das Reiten konzentrieren. Dafür stehe ich allerdings auch um 04.30 Uhr auf! Nach dem Reiten geht’s ins Büro. Wenn ich in der Arbeit mal länger brauche, habe ich nämlich am Abend keinen Druck, noch zum Pferd fahren zu müssen.

Mein Mann unterstützt mich sehr in meinem Hobby. Er begleitet mich auf jedes Turnier und auf jeden Kurs.

Zu deinem vierbeinigen Partner: Seit wann besitzt du dein Erfolgspferd, den Haflinger Sandro?

Sandro haben wir im September 2006, an meinem Geburtstag, zu uns geholt. Da war er 2,5 Jahre jung und sah furchtbar aus. Sandro hat ein starkes Sommerekzem, daher auch die Stehmähne. Er war unter den Augen blutig gekratzt, hatte kaum Mähne und die Schweifrübe war eigentlich kahl. Außerdem konnten wir ihn aufgrund seines Alters nicht Probe reiten. Unter normalen Umständen kauft man so ein Pferd nicht, aber irgendetwas hat einfach gepasst. Wir haben es nicht einen Tag bereut, ihn gekauft zu haben.

Was macht Sandro aus?

Sein absoluter Wille zu gefallen. Er hat Spaß an dem, was wir tun und versucht immer alles perfekt zu machen. Als Beispiel kann ich nur die Walk Over bringen. Das haben wir an einem Kurswochenende bei Caro Lenz trainiert. Seitdem ist die Nase im Walk Over an der Stange. Die muss ich nicht trainieren. Einmal gelernt kann ich von ihm alles abrufen. Natürlich ist er auch an manchen Tagen der sture Haflinger. Aber diese Tage sind recht selten.

Hast du ihn selbst trainiert oder hast du einen Trainer, mit dem du zusammen arbeitest?

Sandro habe ich selbst eingeritten und selbst trainiert. Ich habe keinen festen Trainer, ich besuche mit Sandro, seit er drei Jahre alt ist, regelmäßig Kurse. In den ersten Jahren bin ich viele Kurse bei Stefan Ostiadal geritten. Ich versuche immer Kurse bei vielen verschiedenen Trainern zu reiten. Meine All-Time-Favorites sind Alexandra Jagfeld, Caro Lenz und Cathrin Dostal. Die drei können mir immer wieder super Tipps geben und schieben uns nicht einfach in eine Ponyschublade. Das habe ich bei einigen Trainern leider auch schon erlebt. Ein Haflinger ist einfach anders zu trainieren. Manchmal muss man hier einen anderen Ansatz finden, um ans gewünschte Ziel zu kommen.

Reitest du auch noch weitere Disziplinen? Wie oder wann hast du bemerkt, dass Sandro ein besonderes Talent für die Disziplin Trail hat?

Sandro war früher ein super Allrounder. Ich bin sogar Reining, SuHo, WHS und WPL gestartet. Der Trail war aber schon immer seine beste Disziplin Nachdem mein Mann und ich beide Vollzeit berufstätig sind, habe ich mich entschlossen nur eine Disziplin zu trainieren. Alles andere sprengt meinen zeitlichen Rahmen. Ich bin im Training Perfektionist. Außerdem fahren wir nur an einem Tag aufs Turnier und haben so noch ein Wochenende. Hin und wieder reite ich aber eine WHS oder eine RR.

Wie sieht dein Training kurz vor der Show aus? Trainiert ihr täglich?

Ich baue meine Trails komplett auf. Meistens am Wochenende vor einem Start. Samstag-Nachmittag wird aufgebaut und dann wird trainiert. Am Sonntag in der Früh nochmal das Gleiche. Danach baue ich wieder ab. Sonst versuche ich viel Abwechslung ins Training zu bringen. Ich gehe in der Woche vor einem Start mindestens einmal Ausreiten. Das macht den Kopf frei und fördert die Aufmerksamkeit. Außerdem darf er auch an dem Tag vorm Turnier an der Longe oder freilaufend in der Halle Dampf ablassen und buckeln. An den anderen Tagen mache ich viel Gymnastik und reite über erhöhte Stangen.

Wie bereitest du dich mental auf deinen Start vor? Hast du Tipps, wie man am besten mit Aufregung umgeht?

Ich bin wie gesagt Perfektionist und bin relativ ruhig, wenn ich ein gutes Training hatte. Natürlich ist eine gewisse Nervosität vor einem Start normal. Das gehört auch einfach dazu. Aber es gab Jahre, da war ich vor meinem Start auf der GO ein Nervenbündel. Ich habe das Glück das Sandro ruhiger wird, wenn ich so aufgeregt bin. Seit meinem ersten Titel 2019 ist die Nervosität weg. Ich habe für mich alles und noch viel mehr mit ihm erreicht.

Ich denke aber jeder muss für sich selbst einen Weg finden, seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten sich zu beruhigen. Aber vielleicht sollten wir, die wir immer vor den Starts aufgeregt sind, uns vor Augen führen wie weit wir mit unserem Partner Pferd gekommen sind. Wir haben unsere Pferde im Training soweit gebracht, dass wir auf Shows fahren können. Da ist die Show doch eigentlich nur das Tüpfelchen auf dem i und die sollten wir dann genießen.

Wenn es beim Start nicht geklappt hat, dann wissen wir an was wir arbeiten müssen und sind beim nächsten Mal besser vorbereitet. Ich denke, wir sollten uns auch etwas von dem Druck den wir uns selber machen, nehmen. Was haben wir denn schon zu verlieren? Wir haben doch das schönste Hobby der Welt.

Die Showsaison ist nun vorbei – wie gestaltet ihr das Training im Winter?

Grundsätzlich versuche ich am Ball zu bleiben. Ich baue mir hin und wieder einzelne Trail Elemente auf. Ich gymnastiziere viel und versuche viel und lange ausreiten zu gehen. Das ist gut für die Kondition.

Hast du bereits Pläne für nächstes Turnierjahr? Wir hoffen, du trittst wieder an, um deinen Titel erneut zu verteidigen?

Vorausgesetzt Sandro bleibt gesund, wird die Titelverteidigung natürlich in Angriff genommen. Ich werde die normalen Quali Turniere reiten, auch wenn wir keine Quali brauchen, ist es ja doch Training für uns beide. Außerdem werden wir auch auf die Landesmeisterschaft fahren.

Was würdest du sagen, war dein bisher größter Erfolg mit deinem Pferd?

Mein größter Erfolg ist es Sandro von einem kleinen wilden Koppelpony zu einem souveränen Verlasspferd ausgebildet zu haben. Wir sind über die Jahre ein super Team geworden.

Wie wichtig ist die Unterstützung deiner Familie im Bezug auf deinen Reitsport für dich?

Ohne die Unterstützung meines Mannes wäre der Sport so gar nicht möglich. Er unterstützt mich wo es nur geht. Er ist auf den Turnieren mein Equipment Manager, Berater, manchmal auch mein Coach.

Zu Hause begleitet er mich oft bei Ausritten zu Fuß oder bei langen Strecken mit dem Rad. Eigentlich ist es unser gemeinsames Hobby.

Vielen Dank, für das nette Interview! Wir wünschen dir und Sandro weiterhin viel Spaß, Erfolg und alles Gute!

Fotos: Luxcompany, privat

error: Content is protected !!