Viele Jahre hat uns unser Pferd aktiv begleitet. Es hat mit uns Kurse absolviert und uns den ein oder anderen Erfolge auf Turnieren beschert. Es war uns Partner, Lehrmeister und Freund.
Das Alter macht sich natürlich auch bei unseren Pferden bemerkbar – die Leistungsbereitschaft schwindet von Jahr zu Jahr, langes Reiten ist nicht mehr möglich, es braucht immer mehr Ruhephasen und das ein oder andere Zipperlein ist hinzugekommen.
Doch was nun?
Tut man seinem, in die Jahre gekommenen Pferd einen Gefallen, wenn man weiter mit ihm arbeitet? Oder sollte man es doch besser auf eine Rentnerkoppel stellen, wo es den lieben langen Tag grasen kann?
Für Pferde, welche immer eine sehr enge Bindung mit ihrem menschlichen Partner hatten, ist die Rentnerkoppel meist nicht die ideale Lösung. Sie möchten auch im Alter gemeinsam etwas erleben und nicht auf das Abstellgleis geschoben werden.
Was „erleben“ bedeutet, muss jedoch individuell entschieden werden. Der gesundheitliche Zustand trägt dabei eine entscheidende Rolle.
Welche Auswirkungen kann der Alterungsprozess auf unsere Pferde haben?
Der Stoffwechsel und das Immunsystem
Viele Pferde bekommen im Alter Probleme mit dem Fellwechsel, dieser ist gekoppelt mit dem Sexualzyklus sowie mit Aktivitätsschüben der Nebenniere und der Schilddrüse.
Solche Schübe werden unter anderem durch die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen und das Tageslicht ausgelöst. Die Symptome dürfen nicht mit der Cushing-Krankheit verwechselt werden.
Liegen Stoffwechselprobleme auf Grund des Alters vor, hilft man dem Senior am ehesten durch ordentliches Ausbürsten des Fells – besonders im Fellwechsel. Aber auch eine Schur kann helfen, falls das Pferd im Sommer noch Teile des Winterfells tragen sollte.
Eine eingeschränkte Zellaktivität sowie eine geminderte Produktion von Antikörpern führen zu einer eingeschränkten Antwort des Immunsystems. Hieraus resultiert eine Zunahme von Tumor- und Infektionskrankheiten bei alten Pferden
Das Kreislauf- und Atmungssystem
Die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf- und Atmungssystems sinkt mit zunehmendem Alter. Symptome hierfür sind Kurzatmigkeit und schnelle Ermüdung des Pferdes. Das Pferd ist unkonzentriert (was zum Stolpern bis zum Fallen des Pferdes führen kann), schwitzt schneller und hat insgesamt eine schlechtere Kondition.
Da die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, steht dem Körper nicht mehr ausreichend Energie zur Verfügung, um große Anstrengungen zu leisten.
Wohldosierte Bewegung hingegen bringt den Kreislauf in Schwung, so dass der Körper mit ausreichend Blut und Sauerstoff versorgt wird.
Auch auf extreme Umweltbedingungen kann der alte Organismus nicht mehr zureichend reagieren. Bei extremerer Hitze kann es schnell zu Kreislaufzusammenbrüchen kommen. Aus diesem Grund sollte dem alten Pferd auch auf der Weide oder dem Paddock immer ein Schattenplatz zur Verfügung stehen.
Umgekehrt werden auch Kälte und Nässe nicht mehr so gut vertragen. Warmblütige Lebewesen sind darauf angewiesen, ihre Körpertemperatur immer auf einem optimalen Niveau zu halten, damit alle biologischen Prozesse im Körper funktionieren.
Die Wärmeregulation des Körpers hängt existentiell von der Aktivität der Schilddrüse ab. Da deren Funktion im Alter nachlässt, fällt dem Körper auch die Wärmeregulation schwerer, weshalb es durchaus sinnvoll ist, ein altes Pferd mit einer der Witterung angepassten Decke in der kalten Jahreszeit zu unterstützen.
Die Muskulatur
Im Alter nimmt die Anzahl und Größe der Muskelzellen ab. Die Muskeln atrophieren. Das bedeutet, dass die Muskeln schwächer werden und sich zurückbilden.
Diese Vorgänge hängen stark von der Aktivität des Tieres ab. Liegt eine altersbedingte Einschränkung der Beweglichkeit vor oder wird das Pferd vorwiegend in der Box gehalten, wird die Skelettmuskulatur nur eingeschränkt durchblutet und mangelhaft mit Nährstoffen versorgt.
Durch die Muskelschwäche kann es mitunter zu Problemen beim Aufstehen nach dem Wälzen kommen. Da die Muskulatur nicht nur für die Bewegung des Tieres zuständig ist, sondern auch eine Stützfunktion im Körper einnimmt, kann es sein, dass das Pferd öfter stolpert bzw. umknickt.
Moderate, regelmäßige Bewegung ist daher auch für ältere Tiere unerlässlich.
Sehnen, Bänder und Gelenke
Mit zunehmendem Alter geht auch die Elastizität der Gelenkknorpel, der Bänder und Sehnen verloren. Knorpel, Bänder und Sehnen sind selbst wenig durchblutet. Die Versorgung dieser Körperteile erfolgt zum Großteil durch Druck und Zugkräfte, welche während der Bewegung auf diese einwirken.
Mangelnde Bewegung führt dazu, dass die Körperteile nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden und sich dann zurückbilden. So kann zum Beispiel der Knorpel schrumpfen und dadurch seine abfedernde Wirkung verlieren.
Durch den fehlenden Knorpel treffen Knochen, z.B. des Oberarms und der Elle und Speiche, ungehindert aufeinander. Es entstehen Schmerzen, auf Grund derer sich das Tier noch weniger bewegt und der Teufelskreis fortgeführt wird.
Auch hier gilt: „Wer rastet, der rostet.“
Welche weiteren Auswirkungen der Alterungsprozess auf unsere Pferde hat, erfahrt in dem Buch „Pferde im Seniorenalter – so bleibt Ihr Pferd lange gesund und vital“.
Darin werden wichtige Themen rund um das geriatrische Pferd besprochen: Was bedeutet Alter, welche Auswirkungen hat das Altern und was gibt es im Alter zu beachten? Welche Erkrankungen können auftreten?
Wesentliche Themen wie aktive Beschäftigung, Haltung und Fütterung des Pferdeseniors runden das Buch ab. In einem ausführlichen Kapitel zum Thema physiotherapeutische Anwendung, erfährt der Besitzer zudem, wie er seinem Pferd durch Massagen und Dehnungsübungen etwas Gutes tun kann.
Über die Autorin:
Mein Name ist Nadine Wenzel, ich bin geprüfte Tierphysiotherapeutin und wohne im schönen Sauerland. Weitere Informationen zu meiner Arbeit erhaltet ihr unter www.nw-tierphysiotherapie.de.
Mein Buch (ISBN: 9783956250095) erhaltet ihr im Buchhandel oder bei Amazon.
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Viel Erfolg.
Fotos: pixabay.de