Gesund in die Koppelsaison: 28-Tage-Plan zum richtigen Anweiden

Endlich ist der Frühling da – Pferde, denen kein ganzjähriger Koppelgang geboten wird, müssen langsam und umsichtig an das frische Grün gewöhnt werden.


Die Verdauung muss sich umstellen

Nur die wenigsten Pferde haben auch über den Winter Zugang zu Gras. Überwiegend wird über die Wintermonate Heu, Stroh und Kraftfutter gefüttert. Der Magen-Darm-Trakt hat sich darauf eingerichtet Raufutter zu verdauen und ist dementsprechend mit den dafür notwendigen Bakterien ausgestattet. Um frisches Gras zu verdauen, werden anderen Bakterien benötigt. Der Körper regelt diese Umstellung von alleine, doch er benötigt etwas Zeit.

Gefahren beim Anweiden – zu viel Fruktan und Eiweiss auf einmal

Fruktane entstehen in der Pflanze vor allem an den ersten sonnigen Frühjahrstagen und im Spätherbst. Diese gelten dem Gras als Energiespeicher, wenn am Morgen aufgrund niedriger Temperaturen in der Nacht, das Pflanzenwachstum eingeschränkt ist. Der hohe Fruktan- und Eiweißgehalt im Gras führt dann im Blind- bzw. Dickdarm der Pferde zu einer extrem schnell ansteigenden mikrobiellen Besiedelung und es kommt zu einem Absinken des pH-Wertes im Verdauungstrakt.

Wer sein Pferd auf die Sommerkoppel entlässt, ohne angeweidet zu haben, riskiert lebensbedrohliche Erkrankungen wie Koliken, Hufrehe oder Stoffwechselerkrankungen aber auch Durchfall oder eine Übersäuerung des Dickdarms.

Achtung: Fruktane werden im Stengel und im Halm gespeichert, daher ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, das kurze, abgegraste Koppeln, sicherer sind. Abgefressene Koppeln weisen einen erhöhten Fruktangehalt als blattreiche Koppeln auf! Der Fruktangehalt ist morgens besonders hoch!

Richtig Anweiden

Eine gesunde Darmflora braucht mindestens 14 Tage bis 4 Wochen um sich auf den Wechsel von Raufutter auf Saftfutter umzustellen. Daher sollte das Anweiden sehr langsam stattfinden. Pferde, die empfindlich oder bereits vorgeschädigt sind, sollten noch langsamer an die Weide gewöhnt werden – bei ihnen empfiehlt sich auch das Anweiden erst ab einer Grashöhe von ca. 20 cm zu starten.

Auch Pferde, die über Winter immer wieder Zugang zu etwas Gras hatten, müssen angeweidet werden!


Der 28-Tage-Plan für eine langsame Gewöhnung der Pferde an das Gras, als wichtiger Schritt zur Gesunderhaltung der Pferde im Frühling.

1.Woche

Tag 1 und Tag 2: 15 min. nachmittags grasen lassen

Tag 3 und Tag 4: 30 min. nachmittags grasen lassen

Tag 5 und Tag 6: 45 min. nachmittags grasen lassen

Tag 7: 60 min. nachmittags grasen lassen

TIPP: Unbedingt darauf achten, dass die Pferde vor dem grasen ausreichend Heu fressen. Dadurch sind sie schon vorgesättigt und stürzen sich nicht so auf das Gras. Das Kraftfutter sollte reduziert werden, damit es nicht zu Fehlgärungen kommt.

2. Woche

Tag 8: 60 min. nachmittags grasen lassen

Tag 9 und Tag 10: 15 min. vormittags + 60 min. nachmittags

Tag 11 und Tag 12: 30 min. vormittags + 60 min. nachmittags

Tag 13 und Tag 14: 60 min. vormittags + 90 min. nachmittags

Tipp: Die Fresszeiten diesen als Anhaltspunkt für gesunde, erwachsene Pferde. Bei Risiko-Tieren wie Ponys, Rehe- und kranke Pferde gelten individuelle Zeiten in Absprache mit dem Tierarzt. Die Tiere sollten während des Angrasens genau beobachtet werden.

3. Woche

Tag 15 bis Tag 21: jeweils 60 min. vormittags + 120 min. nachmittags

4. Woche

Tag 22 bis Tag 28: jeweils 120 min. vormittags und 120 min. nachmittags

Tipp: Eine Umstellung der Mikroorganismen im Darm auf die Grasfütterung benötigt mindestens 14 Tage. Wenn der 4-Wochenplan z.B. durch Krankheit unterbrochen wird, ist es sicherer wieder zu den Weidezeiten der ersten Woche zurückzukehren.


Hier findet ihr den Angrasplan als Datei zum downloaden, ausdrucken und eintragen: 

Angrasplan

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