Zerreißprobe frisches Gras – Grasnaschen abtrainieren

Der Frühling hat begonnen – die Sonne scheint und das Gras wächst zu einer saftigen Versuchung für unsere Pferde heran. Gerade nach einer langen Grasabstinenz über den Winter, erscheint die Verlockung des saftigen Grüns geradezu unüberwindbar für unsere vierbeinigen Partner. So kann auch aus einem wohlerzogenen Pferd ein sturer Büffel werden, der seinen Menschen einfach in Richtung Gras zieht.


Oft passiert das Ganze auf dem Weg zur Weide oder zurück in den Stall: am Straßenrand lockt das frische Grün. Viele Pferde können sich dann nicht mehr beherschen und ziehen ihren Besitzer auf dem Weg zum Gras einfach hinter sich her. Kraftmäßig haben wir in einem Tauziehen gegen unsere Pferde keine Chance – aber es gibt andere Mittel und Wege.

Vorab: Konsequenz ist alles!

Um dem Grasnaschen vorzubeugen, ist es von Nöten unbedingt konsequent zu bleiben. Dein Pferd wird zu Beginn immer wieder testen, ob du es auch wirklich ernst meinst – denn die meiste Zeit hatte es Erfolg mit seinem Verhalten. Das Pferd hat gelernt und abgespeichert, dass es grasen darf, wann es will … Das Problem ist tatsächlich oft hausgemacht. Lässt man das Ziehen an den Grasbüschel 1-2 mal zu, hat man sich die Probleme meist schon eingebrockt. Das Pferd merkt sich,  dass genügend Ignoranz seinerseits zumindest zu einigen Bissen frischem Gras führen. Das Pferd übernimt die Führungsrolle und sagt dir in dem Moment, wo es langgeht.

Schritt für Schritt zum Erfolg
Möchtet ihr dieses Problem lösen, darf es niemals eine Ausnahme geben (schon gar nicht in der Anfangsphase des Trainings). Je nach Pferdetyp führen unterschiedliche Wege nach Rom: Pferde, die sich schnell in Situationen hineinsteigern, sollte man immer besonders ruhig auffordern, andere brauchen eine klare Hilfe, die am Anfang oft nur mit einem gewissen Nachdruck ankommt.

Das Problem im Ansatz erkennen: Reaktionen des Pferdes frühzeitig beobachten

Beobachtet man das Verhalten seines Pferdes aufmerksam, kann man meist sogar schon lange bevor der  Kopf zum Gras geht erkennen, dass es gerne grasen möchte. Die Pferde spannen den Körper ein bisschen an, die Nase neigt sich minimal Richtung Boden, die Augen linsen zu dem lockenden Grün und der ganze Körper macht eine Bewegung Richtung Gras. Erwischt man diesen Moment, hat man die besten Chancen das Ganze durch ein  Zupfen am Strick gleich im Keim zu ersticken.  Lässt das Pferd von seinem Vorhaben ab auf keinen Fall das loben vergesen.

Hat man einen Kandidaten, der sich durch ein Zuppeln am Strick nicht beeindrucken lässt, können unter anderem auch Dinge wie schnelleres Laufen, Antraben oder einige Schritte Rückwärts treten lassen, helfen. Die Aufmerksamkeit wird so wieder auf den Menschen gelegt. Auf keinen Fall solltet ihr aufhören, wenn eurer Pferd mit den Gedanken noch woanders ist.

Das Pferd hat die Nase bereits im Gras

Ihr habt die Anzeichen verpasst oder das Pferd war einfach zu schnell und steckt bereits mit der Nase im Grün. Ein Ziehen am Strick ist in den meisten Fällen kontraproduktiv und ein anstrengender Kraftakt.

Bei einem energischen Typ Pferd hilft es, am Anfang eine Gerte dabei zu haben. Hat der Büffel unter den Pferden seine Nase im Gras, bitten wir es freundlich mit einem einfachen Zupfen am Strick nach oben (der Kopf muss wieder nach oben) und leichtem Touchieren an der Brust des Pferdes, aufzuhören. Dieser Typ Pferd wird die Hilfe einfach ignorieren und weiter fressen. Die Hilfe wird in der Intensität stetig gesteigert, bis das Gewünschte erreicht wird.

Die unsicheren Pferde bedient man besser mit einem nervigen Zuppeln am Strick und einem lauten „Nein“. Meist reicht das für diesen Typus bereits aus.

Beim Reiten ist die Korrektur einfacher als vom Boden aus. Hier gilt es genauso auf die Körpersprache zu achten und den Versuch wenn möglich bereits vorher zu unterbinden. Frisst das Pferd bereits, lässt man es den Kopf hochnehmen und treibt es vorwärts – die Hilfe stetig steigernd.

Hier geht aber Probieren über Studieren – man muss herausfinden, welche Möglichkeit für sein Pferd am besten wirkt. Wichtig ist es, auch bei anfänglicher Gegenwehr, absolut cool zu bleiben , denn ein Wutanfall macht die Sache weder für Mensch noch Pferd besser.

Dem Pferd aktiv das Grasen erlauben

Diese Option kann nur in Frage kommen, wenn das Pferd bereits gelernt hat, dass es nicht selbst entscheidet, wann es Gras zupft. Wenn ihr auf einem respektvollen Level miteinander seid, könnt ihr eurem Pferd das Grasen aktiv erlauben. Entweder-Oder – definiere klar, was ihr gerade machen wollt, z.B. Führen – kein grasen, Ausreiten – kein grasen und haltet das auch durch.

Wollt ihr euer Pferd aktiv grasen lassen so verdeutlicht das durch ein Zeichen. Dazu führt ihr die Nase mit eurer Hand in Richtung Gras und lasst das Pferd fressen – fordert aber auch wieder das Aufhören ein. Für ein stressfreies Grasen lassen, muss das Pferd eurer Aufforderung  jederzeit nachkommen. Ganz wichtig: Loben niemals vergessen!

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