Nachdem ich ganz klassisch (mehr schlecht als recht) als Kind mit dem Reiten angefangen habe sollte sich mein Leben 2002 abrupt ändern. Als 12 jährige, nach einer sehr schweren Wirbelsäulenoperation, sich nicht mehr bewegen zu können war das schlimmste überhaupt. Doch ich kämpfte mich zurück – genau 9 Monate und 17 Tage nach der Operation war ich fit und hab das Okay bekommen wieder langsam aufs Pferd zu dürfen.
In meinem alten Stall blieb ich noch 2 Wochen, bis ich durch Zufall in meinem kleinen Dorf unweit von Berlin einen Westernreitstall gefunden habe. Dort angekommen war ich fasziniert von der Vielfalt und der guten Stimmung im Stall. Nichts mit Zickenkrieg und keine blöden Sprüche wenn man mal nicht die schöne Reithose an hatte. Es war so leicht und locker und ich blieb.
Irgendwie lag mir der Westernsport und so konnte ich 2005 mein erstes EWU Turnier reiten und sofort gewinnen. Ich startete mit einem fantastischen Haflinger Wallach, jedoch wurden wir als Team schon etwas belächelt. Ein Haflinger der sich gut bewegen kann, war eben doch etwas exotisch. 2006 trennten sich dann unsere Wege und ich verbrachte sehr viel Zeit mit meiner Ausbildung und alles was ein junges Mädchen sonst noch so interessiert.
Ganz vergessen konnte ich diese schöne Zeit doch nie. Ab und an ritt ich dann noch mal Pferde bei Bekannten, aber nie mehr aktiv. So vergingen die Jahre und immer wieder erinnerte ich mich an die Worte die ich mal zu meinem Vater (übrigens mein größter Fan) gesagt habe: „Irgendwann hab ich auch mal so ein tolles Westernpferd, so ein richtiges, ein Quarter oder Paint Horse.“
2015 war es dann so weit – es wurde aber eine hochträchtige Haflingerstute. Im Dezember kam dann auch das tolle Fohlen zur Welt. Ich hab die „alte“ Stute aus Mitleid gekauft, musste jedoch feststellen dass wir uns überhaupt nicht verstehen. Von reiten hielt diese Diva auch nichts, aber so lernte ich viel über mich und Pferdeerziehung.
Es ließ mich nicht los wieder reiten zu wollen und immer wieder kam dieses Gefühl in mir hoch: „es wird Zeit für ein Reitpferd“. Durch ein blöden Unfall musste ich mit Kortison behandelt werden und so hatte ich nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein schlankes Quarter Horse.
Immer mal wieder schaute ich die Verkaufsplattformen durch und mein Augenmerk fiel auf ein schweres Warmblut – Dieses Pferd sollte jedoch der Reinfall meines Lebens werden. Kurz gesagt ich war stolze Besitzerin eines schwer kranken Dopingpferdes, welches unter richterlichen Beschluss zurückgegeben wurde.
Ich hatte echt keine Lust mehr und dachte mir: „Gut lass es einfach, wer weiß warum ich kein weiteres Pferd haben soll.“
Als unsere Sattlerin in den Stall kam wollte ich ihr meine beiden Sättel zum Kauf anbieten. Sie wollte wissen warum ich gleich alles verkaufen möchte und dann kam der Satz, der schlagartig mein Leben nochmal ändern sollte. Als ich ihr dann erzählte, dass ich ein Westenpferd sucht aber jetzt die Suche aufgeben werde, zückte sie ihr Telefon und rief ihre Nachbarin an.
Ich habe das perfekte Pferd für dich.
Perfekt? Für mich? Sowas geht?
Der Rückruf ließ nicht lange auf sich warten aber leider war das besagte Pferd schon verkauft. Es sollte nicht sein.
2 Wochen vergingen bis mich die nette Nachbarin meiner Sattlerin zurück rief. Sie hatte ihr Pferd zurückgeholt, da sie dachte ich wäre die perfekte Besitzerin. Mein Herz blieb stehen.
Es vergingen nochmal 2 Tage dann kam mein Blinddate. Gegen Mittag traf dann ein Pferd bei mir ein, welches ich vorher noch nie gesehen hatte.
Und dann stand er vor mir , ein großer kräftiger Appaloosa Wallach. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte das Gefühl, dieses Pferd schon mein ganzes Leben lang zu kennen. So ein Vertrauen hatte ich noch nie, seit der ersten Minute, bei einem Pferd. Wir hatten 2 Wochen Zeit um uns kennen zu lernen und zu testen ob wir zusammen passen.
Die nächsten Tage waren sehr aufregend – Tierarztuntersuchung, Schmied und das Reiten standen auf dem Programm. Nach über 10 Jahren setzte ich mich also in einen Westernsattel. Ich hatte mir extra ein Trainer kommen lassen weil 10 Jahre sind nun mal eine mega lange Zeit.
Es klappte perfekt. Mein Madu achtete so sehr auf mich, als wüsste er um was es geht.
Den Check durch den Tierarzt bestand er mit einer sehr guten Bewertung.
Und dann stand es fest: Madu bleibt und ist seit dem mein Freund, mein Partner, mein Herzenspferd!
Mein Traum vom eigenen Westernpferd wurde wahr – gut kein Quarter oder Paint aber für mich ist mein Madu perfekt.
Wo die Reise hin geht? Naja, seit September 2018 bin ich wieder EWU Mitglied 😉
Liebe Grüße Steffi