Rossige Stuten

In der Natur blitzen die ersten Schneeglöckchen und Krokusse aus der Erde – die Natur erwacht nach dem Winterschlaf. Und auch die Stuten bereiten sich auf das Frühjahr und die kommende Empfängnis vor.

In den Wintermonaten sind die Stuten evolutionsbedingt nicht paarungsbereit– die Natur stellt so ein besseres Überleben der Nachkommen, die nach einer Trächtigkeitsdauer von 11 Monaten in der wärmeren Jahreszeit auf die Welt kommen, sicher. Werden die Tage wieder länger, so steigt auch die Hormonproduktion und damit die Eierstockaktivität an, die Stuten werden rossig.

Der Sexualzyklus der Stuten

Stuten sind mit etwa 18 Monaten geschlechtsreif. Die Zuchtreife erlangen Stuten dagegen je nach Rasse und sportlicher Nutzung erst mit drei Jahren oder später.

Der Sexualzyklus ist hormonell gesteuert und unterteilt sich in 2 Phasen:

  1. Östrus (Follikelphase) : Dies ist die Phase der eigentlichen Rosse. Während der etwa 7-tägigen Rosse reifen in Eierstockfollikeln (Eibläschen) Eizellen heran. Das Gewebe der Eibläschen bildet das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut fördert. Der Eisprung erfolgt meist am zweitletzten oder letzten Tag der Rosse.
  2. Diöstrus (Auflösung des Gelbkörpers, Zwischenrosse)
    Während des etwa 14-tägigen Diöstrus entsteht nun aus umgebildeten Follikelzellen der Gelbkörper. Dieser produziert das Gelbkörperhormon Progesteron. Hat eine Befruchtung stattgefunden, unterdrückt Progesteron die weitere Reifung von Eizellen sowie den Eisprung und bereitet stattdessen die Gebärmutterschleimhaut für die Aufnahme eines Embryos vor.
    Nistet sich kein Embryo ein, bildet der Uterus das Hormon Prostaglandin, das den Gelbkörper am 14. Tag nach dem Eisprung auflöst (Lutealphase).

Zeitlicher Ablauf

Geschlechtsreife 18 Monate
Zuchtreife > 36 Monate
Zyklusdauer 21-22 Tage
Mittlere Rossedauer 7 Tage
Dauer des Östrus 3-14 Tage
Dauer des Diöstrus 14-16 Tage
Ovulationszeitpunkt 1-2 Tage vor Ende des Östrus
Zeitpunkt der Bedeckung oder Besamung mit Frischsperma 36 Stunden vor – 12 Stunden nach Ovulation
Zeitpunkt der Besamung mit Versandsperma 24 Stunden vor – 12 Stunden nach Ovulation
Zeitpunkt der Besamung mit Gefriersperma 12 Stunden vor – 6 Stunden nach Ovulation

 

Die Rosse

Verlaufen die meisten hormonellen Vorgänge still und unsichtbar, so ist die Rosse der Stuten meist nicht zu übersehen. Viele Stuten zeigen deutliche Symptome, auch wenn kein Hengst in der Nähe ist: Sie stellt die Hinterbeine breit, hebt den Schweif zur Seite und blinkt mit der Klitoris. Meist setzt sie auch häufig kleinere Mengen Schleim und Harn ab. Blut sollte jedoch nicht dabei sein. In dieser Phase ist die Stute bereit den Hengst zu dulden.

Reiten während der Rosse

Manche Stuten lassen sich während der Rosse problemlos reiten – andere Stuten sind empfindlich und reagieren mitunter zickig auf den Reiter. Dies kann sich mit Schweifschlagen, bis hin zu Buckeln äußern. Rossige Stuten reagieren nicht nur auf Hengste, sondern auch auf Wallache oder andere Stuten sensibler. Während der Rosse sollte stets ein Sicherheitsabstand zwischen den Pferden eingehalten werden.
Sind die Symptome sehr stark ausgeprägt, oder aber bleibt die Rosse ganz aus, sollte auch an eine Erkrankung der Stute z.B. durch Zysten oder Tumore gedacht werden und die Stuten einem Tierarzt vorgestellt werden.

 

 

 

Quellen
Walter, J. et al.: Möglichkeiten zur Regulation unerwünschten Sexualverhaltens bei Stute und Hengst, Der Praktische Tierarzt 98, Heft 3, 226-223, Schlütersche 2017
Ahlswede, L.: Leitfaden für die Pferdezucht, Intervet Deutschland GmbH 2011
Bostedt, H.: Vorbereitung der Stute für die bevorstehende Zuchtsaison, veterinär spiegel Ausgabe 04, Jahrgang 20, Enke 2010
Engelhardt, W. et al.: Physiologie der Haustiere, Enke 2015
Aurich, Jörg E. et al.: Physiologie des Sexualzyklus der Stute, in: Aurich, C. (Hrsg.) Reproduktionsmedizin beim Pferd, Parey 2008
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