Hufbeschlag im Westernreitsport: Warum er so wichtig ist

EWU-Regelbuch §141, Sliding Plates & Pferdegesundheit einfach erklärt

Ob Du ganz neu im Westernsattel sitzt, Dich auf Dein erstes Turnier vorbereitest oder bereits in Reining- oder Superhorse- Klassen unterwegs bist – das Thema Hufbeschlag geht uns alle an. Denn wie das Fundament eines Hauses, so ist der Huf das tragende Element Deines Pferdes. Und der richtige Beschlag entscheidet oft über Gesundheit, Leistungsfähigkeit – und im Zweifel auch über Punkte auf dem Turnier.

Was dabei laut EWU-Regelwerk erlaubt ist, wie ein moderner Sliding-Beschlag funktioniert und warum Biomechanik und Teamarbeit mit dem Hufschmied eine so große Rolle spielen – das liest Du hier.


Was sagt das EWU-Regelbuch zum Hufbeschlag?

Damit Du sicher und regelkonform auf einem EWU-Turnier startest, lohnt sich ein Blick ins Regelwerk – insbesondere in den Paragraphen 141: Hufbeschlag.
Die wichtigsten Punkte für Dich zusammengefasst:

  • Der Hufbeschlag muss zweckdienlich und in Ordnung sein.
    👉 Verboten sind Bleiplatten oder Gewichte – egal ob sichtbar oder versteckt.
  • Hufschuhe sind grundsätzlich erlaubt,
    👉 außer in Reining (RN) und Superhorse (SUHO) an den Hinterbeinen.
  • In allen Reining- und SUHO-Klassen ist ein geeigneter Beschlag Pflicht.
    👉 Barhuf? Nur vorne

Diese Regeln schützen in erster Linie die Pferdegesundheit – und sorgen für Chancengleichheit. Besonders in dynamischen Disziplinen wie der Reining, wo Pferde mit viel Tempo stoppen und drehen, ist ein gut angepasster Beschlag mehr als nur erlaubt: Er ist essenziell.


Warum werden Pferde überhaupt beschlagen?

Manche fragen sich: „Geht das nicht auch ohne?“ – Eine berechtigte Frage. Und die Antwort hängt, wie so oft im Pferdesport, vom Einsatzbereich, dem Boden, und der individuellen Hufform ab.

Schon die Römer wussten: Gesunde Hufe = leistungsfähiges Pferd

Historische Funde zeigen: Schon vor Jahrhunderten wurde Pferden Eisen angelegt – mit einem Ziel: Mobilität erhalten und Lahmheiten vermeiden. Ob auf Schlachtfeldern oder bei langen Reisen – ein lahmendes Pferd bedeutete Stillstand.

Im Westernreitsport ist das heute nicht anders: Pferde sollen unser Partner im Training und auf dem Turnier sein – gesund, motiviert und leistungsbereit.

Ein passender Beschlag schützt vor übermäßiger Abnutzung und unterstützt die Bewegungsmechanik.


Besondere Anforderungen im Westernreitsport

Westernreiten ist vielseitig – von Trail über Ranch Riding bis Reining. Doch gerade in schnellen Disziplinen wie Reining ist die Belastung auf die Hinterhand enorm. Eine gut trainierte Muskulatur und der passende Beschlag unterstützen unsere Pferde.

Beispiel: Sliding Stop

Beim Sliding Stop verlagert das Pferd sein Gewicht auf die Hinterhand, rutscht kontrolliert durch den Sand – und bleibt dabei ausbalanciert und taktklar.

Ohne passenden Beschlag würde:

  • der Huf zu schnell greifen oder blockieren,
  • Sehnen, Bänder und Gelenke übermäßig belastet werden,
  • die Gleitbewegung unkontrolliert oder schmerzhaft verlaufen.

FDer Hufbeschlag ist in der Reining keine Deko, sondern ein gezieltes Werkzeug für Bewegung, Kontrolle und Schonung.


Sliding Plates: Wenn’s ums Gleiten geht

Für Reining-Pferde ist eine besondere Art des Hufeisens Standard: die sogenannten Sliding Plates .

Was macht sie besonders?

  • Glatt und breit: Keine Falz, keine Profile – dadurch gleitet der Huf leichter über den Boden.
  • Im Eisen versenkte Nagelköpfe: Diese können zusätzlich noch leicht abgefeilt werden, damit wirklich nichts das Gleiten stört.
  • Große Auflagefläche: Mehr Kontakt = weniger punktuelle Belastung.

Warum kein normales Hufeisen?

Ein klassisches Falzeisen ist darauf ausgelegt, dem Pferd Halt zu geben – das Gegenteil von dem, was wir im Sliding Stop wollen. Deshalb brauchen wir glatte, großflächige Eisen, die das kontrollierte Rutschen ermöglichen, ohne zu blockieren.

Und: Durch individuell angepasste Sliding Plates lässt sich sogar das Stoppverhalten feintunen – je nach Pferd, Boden und Disziplin.


Anatomie, Biomechanik und individuelle Anpassung

Kein Pferd ist wie das andere. Deshalb ist beim Beschlag immer eine Frage zentral: Wie ist Dein Pferd gebaut?

Der richtige Winkel macht den Unterschied

Ziel eines guten Beschlags ist es, die natürliche Winkelung und Achsstellung der Gliedmaßen zu unterstützen – oder zu korrigieren.
Ein zu langer Beschlagsintervall oder eine fehlerhafte Winkelung können zu Zug- und Druckspitzen führen – mit möglichen Schäden am Bänder-Sehnen-Apparat.

Das Verhalten zählt

Auch das Verhalten des Pferdes spielt eine Rolle. Als Fluchttier reagiert es sensibel auf Haltung und Balance. Der Hufschmied muss wissen, wie sich das Pferd bewegt, wie es reagiert – und was es braucht.


Der Hufschmied als wichtiger Teil des Teams

Hufschmied, Reiter Tierarzt, Trainer – im Idealfall arbeiten alle Hand in Hand.

Denn:

  • Der Hufschmied sieht, was sich am Huf verändert
  • Der Reiter spürt, wie das Pferd läuft
  • Der Trainer beobachtet die Bewegungsqualität
  • Der Tierarzt erkennt frühzeitig gesundheitliche Zusammenhänge

Besonders bei Problemstellungen oder Lahmheiten kann ein angepasster Beschlag Teil der Lösung sein – oder sogar entscheidend zur Genesung beitragen.


Mehr als nur Eisen unter dem Huf

Ein guter Hufbeschlag ist kein Selbstzweck. Er ist die Verbindung zwischen Pferd und Boden, die darüber entscheidet, ob Bewegungen geschmeidig oder belastend sind. Und gerade im Westernreitsport, wo Balance, Timing und Kraft eine so große Rolle spielen, ist er ein zentrales Hilfsmittel.

Denk beim nächsten Reining-Stopp also nicht nur an die Punkte – sondern an das, was die Bewegung überhaupt erst möglich macht.


FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Hufbeschlag im Westernreitsport

Kann mein Pferd auch barhuf auf Turnier gehen?

Ja – aber nicht in allen Klassen. Laut EWU-Regelbuch ist in Reining und SUHO an den Hinterbeinen ein geeigneter Beschlag Pflicht. In anderen Klassen wie Trail oder Ranch Riding kann ein Barhuf möglich sein – je nach Hufzustand und Trainingsstand.


Wie oft sollte mein Pferd neu beschlagen werden?

Das hängt von Nutzung, Boden und Hufwachstum ab – alle 6 bis 8 Wochen ist ein gängiger Rhythmus. Sliding Plates werden je nach Abnutzung teilweise auch öfter gewechselt. Dein Hufschmied berät Dich individuell.


Was kostet ein Sliding-Beschlag?

Die Preise variieren je nach Region und Aufwand – als grobe Orientierung:
Ein Sliding-Beschlag liegt zwischen 150 und 250 € für die Hinterhand. Dabei inbegriffen sind meist Material, Anpassung und das Abschleifen der Nagelköpfe.


Was passiert, wenn ich gegen das Regelwerk verstoße?

Im schlimmsten Fall kann es zu Turnierausschluss  kommen. Gerade bei unerlaubten Gewichten oder falschem Beschlag in Reining-Klassen wird streng kontrolliert. Darum: Regelbuch kennen – und regelmäßig mit dem Hufschmied abstimmen.


Kann ich mein Pferd selbst beurteilen oder brauche ich immer den Schmied?

Ein geschulter Blick hilft – aber die genaue Einschätzung solltest Du immer einem ausgebildeten Hufschmied überlassen. Gerade bei Turnierpferden lohnt es sich, regelmäßig einen Profi draufschauen zu lassen.


Schlusswort

Ein passender Hufbeschlag ist im Westernreitsport nicht optional – sondern elementarer Teil einer fairen, pferdegerechten und sportlichen Ausbildung. Für Anfänger und Profis gleichermaßen gilt: Wer den Huf im Blick hat, schützt sein Pferd – und verbessert seine Leistung.

 

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